Sehnsucht

...nach dem Leben...

Ich persönlich glaube, dass uns die Sehnsucht im Leben antreibt. Antreibt, weiter zu suchen, weiter zu probieren, weiter zu leben. Behaupten nun viele verschiedene Lehren, dass es wohl das Ziel im Leben sei, nichts mehr zu wollen sondern den "Status quo" zu genießen, so meine ich, dass die Sehnsucht der Menschen unsere Welt bewegt.

Ob das nun "gut" oder "schlecht" ist, kann ich nicht beurteilen, doch vor allem in stressigen Zeiten wie diesen stelle ich mir die Alternativen vor.

Wir würden heute nicht mit dem Flugzeug reisen, hätte es die Sehnsucht nach dem Fliegen nicht gegeben. Der Wunsch nach globalen Austausch schuf das Internet und die Telefonie. Die Sehnsucht nach der Ferne die Schifffahrt, das Auto usw. Man könnte diese Liste noch endlos fortsetzen.

Im Gegenzug dazu blieb das Leben in Gebieten der Erde einfacher, in denen dieses globale Denken nicht so präsent war. So gibt es einige Urstämme, die sich anscheinend nicht fragen, was außerhalb ihres bekannten Gebietes ist, und auch in Teilen von Asien, in denen der Buddhismus eine große Rolle spielt, ist die "Einfachheit" des Lebens wohl der Antrieb. Natürlich gibt es dann auch noch jene Erdteile, die durch die Armut gezwungen sind, aus dem "Bekannten" das Beste zu machen.

Wer ist zufriedener? Der, den die Sehnsucht antreibt, der zuweilen gehetzt durchs Leben läuft, oder jener, der zwar oft schwer arbeitet, aber auch die Ruhe, das "Sein", einfach erleben kann?

Ich frage mich oft selbst, ob die Sehnsucht nach "mehr" im Leben, das ist, was das Leben ausmacht? Und mit dem "Mehr" meine ich auf keinen Fall Geld!

Vielleicht geht es bei der Sehnsucht viel mehr um den Sinn im Leben. Ich denke, dass man die gesamten Sehnsüchte auf die Sehnsucht nach dem Sinn zusammen fassen kann. Nach dem Sinn, warum wir auf dieser Welt sind und warum wir von dieser Welt wieder gehen.

Dies Suche nach dem Sinn ist das, was meiner Meinung nach jeden von uns antreibt. Egal ob durch einen Glauben gestärkt, durch Träume bewegt oder für manche sicher auch durch Freiheit, Geld oder  Macht motiviert, letzten  Endes ist es die Bestätigung der eigenen Existenz, die wir uns herbei sehnen.

Wer kennt nicht das gute Gefühl, wenn man etwas abgeschlossen, vollbracht oder gleistet hat. Diese Gefühl nährt den Glauben an sich selbst und stärkt die Vermutung, dass jeder einzelne von uns einen unersetzlichen Miniteil in diesem Universum ausmacht.

Oft endet diese Sehnsucht mit dem frühen Tod, da die Suche nach dem Sinn unsere Kräfte übersteigt. Sei es, dass wir unsere Gesundheit mit zu viel Arbeit, Leistung oder Süchten aufs Spiel setzen, sei es, dass wir an Träume glauben, die uns schlussendlich zerstören, oder sei es, dass wir uns vor Versagensangst nicht zutrauen, unsere Gefühle, unsere Überzeugungen und unsere tatsächliche Sehnsüchte zu leben.

Vielfach höre ich dann, dass die Existenz von Kindern tröstet. Abgesehen davon, dass Kinder wunderbar die Kostbarkeit und Freude des Moments schulen und die reine Liebe verkörpern, geben sie anscheinend den Eltern die Gewissheit bzw. Hoffnung, dass etwas von ihnen auch nach dem Verlassen dieser Erde auf der Welt bleibt. Somit noch etwas Unvollendetes fortgesetzt werden kann...
Dennoch frage ich mich, ob diese beiden Gedanken in sich verwoben werden sollten? Definieren Kinder unseren Lebenssinn?

Bitte versteht mich nicht falsch. Ich liebe Kinder, bin dankbar für unsere Familien und bewundere vor allem jene, die Kindern durch viel Liebe einen "schönen" Start ins Leben ermöglichen. Auch ich bin der Überzeugung, dass Kinder, Familie und Freunde wohl das Wichtigste im Leben sind. Und gerade deswegen hadere ich ein wenig mit dem Gedanken, sich über Kinder selbst zu definieren...

Vor allem in letzter Zeit komme ich oft mit Menschen in Kontakt, die schwer krank sind, oder mich erreichen Traueranzeigen über "zu früh" verstorbene Menschen. Ich treffe täglich Männer und Frauen in der Tanzschule, die wissentlich ein Leben leben, das sie eigentlich gar nicht möchten oder jene, die nicht ihrem Innersten folgen können.

Diese Momente machen mich sehr traurig und ich frage mich in diesem Augenblicken selbst, wie sehe ich mein/unser Leben. Sind wir noch auf dem "richtigen" Weg, oder haben wir bereits eine Abzweigung verpasst?

Obwohl mir bewusst ist, dass wir in unserem Fall ein Leben führen, dass wohl auch seine Kompromisse fordert, sehe ich nur wenige Alternativen. Denn der Tanz ist für uns einer jener Bereiche, der auch in der schnelllebigen und digitalen Welt von heute, den Kontakt mit seinem Innersten aber auch mit dem Umwelt fördert, und somit auch Freude in die Welt streut. Tanz ist genauso eine Kunst wie z.B. Musik und Malen.
Er setzt eine echte Begegnung voraus, und bewegt durch die Musik treten wir in Kontakt mit unserem Körper, mit unseren Sehnsüchten und mit unserem Partner.

Vielleicht sind es  wie die Kinder auch die "Künste", die diese Welt oder unser Leben dennoch in Balance halten. Die Kunst, die dem Menschen hilft, sein Innerstes nach Außen zu kehren, hilft damit, sich selbst zu erkennen.
Nützt man diese Momente gut, so hat man meiner Meinung nach eine Chance, obwohl durch die Sehnsüchte gleitet, die Ruhe und den Sinn in sich selbst zumindest in Augenblicken zu erkennen.

Auch wir leben einen Versuch und werden wohl erst am Ende sehen können, ob wir eine Ahnung vom Lebenssinn erhaschen konnten...

Ich wünsche uns allen viele zufriedene Momente, die die Liebe und Sehnsüchte ins uns vereinen und so die Ruhe in uns fördern.

Wir persönlich finden diese Momente oft im Tanz und freuen uns, dass wir dieses Gefühl ein Stückchen weiter geben dürfen...